Fierce (Cologne) von Abercrombie & Fitch (2024)

Sommer 2006 — Mein erster Besuch in New York City. Ich war 18, Student und die Welt gehörte mir.
Genau mit dieser Attitüde war ich unterwegs in den Strassen von New York. Neben sehr vielen Museen, einem Besuch bei der UNO (ich war damals als Student mit der Uni in NY) und dem ganzen anderen Touri-Zeugs, war natürlich auch ein Besuch im Abercrombie Flagstore auf der 5th Avenue unumgänglich, so viel hätte ich von diesem Laden gehört, entsprechend hoch waren meine Erwartungen.
Wer schon mal in NY im Sommer besucht hat, weiss wie es dort auf den Strassen zum Teil riecht: die Gerüchte ballern nur so auf einen ein, es ist ein Durcheinander an Abgasen, Schweiss, Hot Dogs und Brezen, etwas salzig wenn eine Brise durch die feuchte und sonst so stehende Luft geht, dann wieder etwas süss von all den Departmentstores, plötzlich stinkt es wieder nach Abwasser und dieser Kreislauf zieht sich durch den gesamten Aufenthalt in der Stadt. Selbst wenn man auf dem Empire State Building steht oder am Exchange Place in New Jersey auf die Skyline schaut (letzteres kann ich wirklich nur jedem empfehlen, der sich NY ansieht - der Blick ist einzigartig und es ist nicht touristisch, manchmal steh ich dort allein!), meint man, den Geruch oder die Gerüche noch wahrzunehmen.

Läuft man aber die 5th Avenue auf der linken Seite aufwärts Richtung Central Park, so kommt man zwangsläufig irgendwann am Abercrombie and Fitch Flagstore vorbei. Zugegeben wirkt der Laden von aussen eher unscheinbar, aber damals, an diesem Sommertag in New York im Mai 2006, da roch ich plötzlich etwas auf der Strasse, was meine Nase noch nie zuvor gerochen hatte. Es zog mich förmlich in diesen Laden hinein. Da war ich nun, 18, jung, quasi chronisch-pleite, im Flagstore von A&F.
Ich kaufte mir ein T-Shirt, zwei Jeans und einen Hoodie — mehr gab das Budget wirklich nicht mehr her.
In Chelsea im Hostel angekommen packte ich meine Beute aus.. da war er wieder: dieser Geruch, den ich auf der Strasse wahrgenommen hatte. Eine Frische, eine Energie, ein Kick, wie ich es noch nie zuvor gerochen hatte. Sex zum anziehen, dachte ich mir.
Ich schnüffelte die ganze Zeit an meinen Klamotten, bis mich eine Kommilitonin fragte, ob ich mir Fierce gekauft hatte. Ob ich mir was gekauft habe? Fierce... dieser Duft, du weisst schon, der von Abercrombie.
Blauäugig wie ich war, dachte ich, der Laden hätte einfach solche Duftstäbchen aufgestellt oder es sei mit einem sehr einzigartigen Raumspray gesprüht worden. Aber man konnte das kaufen?

Den restlichen NY Aufenthalt sparte ich so gut es ging (und wir reden hier von NY), so dass ich mir am Ende der Woche noch den 50 ml Flakon von Fierce kaufen konnte. Ich war so stolz wie Oskar, es war mein allererster Duft, mein Sex zum aufsprühen, mein Heiligtum.
Ich war so sparsam mit diesem Duft, ich muss gerade schmunzeln, wenn ich mich daran erinnere. Zum Rückflug nach München sprühte ich mir etwas von dem Duft auf. Beim Boarding wurde ich zum ersten Mal von einer Flugbegleiterin angesprochen — ‚Wow, was hast du... ich meine Sie.. was haben Sie für einen Duft?‘. Es funktionierte.

Zurück in München hagelte es an der Uni oft Komplimente bezüglich meines Duftes... er war auch unverschämt gut!
Mit ganz viel synthetischer Frische zieht dich der Duft an, mit warmen, holzigen Noten wickelt er dich um den Finger und mit einer sanften und dennoch aufdringlichen Süsse lässt er dich nie mehr gehen. Eben, wie schon gesagt, Sex zum aufsprühen.
Und mein Bonus: Selbst in München kannte fast niemand diesen Duft.

Fierce wurde mein ständiger Begleiter... an die Uni, zu meinen Studentenjobs, in die Bibliothek, ins Gym, in die Bar, in den Club, zu den Dates. Überall war Fierce dabei. Und es hagelte Komplimente aus jeder Ecke. Ich glaube der Höhepunkt war eine verheiratete Dame, die mich ansprach, ob ich ihr meinen Duft mitteilen könnte, da sie sowas an ihrem Mann riechen wolle.
Der Duft flashte mich einfach jedes Mal wenn ich ihn auftrug, es war einfach meine grosse Jugendliebe, würde ich sagen.

Doch ich wurde älter... 31, um genau zu sein!

Heute, 13 Jahre später, nach ingesamt 63 (!!!) Aufenthalten in New York, in einer langjährigen festen Beziehung (kurioserweise mit einer Flugbegleiterin) und einem sehr geerdeten Lifestyle..... liebe ich Fierce noch immer (und meine Partnerin tut es auch).
Gerade im November waren wir zu Black Friday in NY und die Ausbeute bestand aus zwei 200 ml Flakons Fierce.
Ich trage den Duft nicht mehr so oft wie früher, heute besitze ich eine viel grössere Auswahl an Düften. Aber noch immer macht der Duft etwas wundervolles mit mir: Er versetzt mich zurück in das New York von 2006, wo ein junger Student durch die Strassen von Manhattan zog, ihm die Welt gehörte und die ganze Zukunft noch offen stand. Wenn ich den Duft heute auftrage, dann fühle ich mich genau so wieder. Deshalb trage ich ihn vor allem zu wichtigen Anlässen, irgendwie pusht er mich, meine eigenen Grenzen zu erweitern, stösst mich an zu wachsen, gibt meinem Selbstbewusstsein noch so den gewissen Kick (hier in der Schweiz sagen wir ‚s Chriesi ufem Glace‘, die Kirsche auf dem Eis, oder besser: das Tüpfelchen auf dem i) und manchmal glaube ich sogar, der Duft macht was mit meiner Haltung.

Noch immer werde ich angesprochen, wenn ich diesen Duft trage. Nicht mehr so oft, ja, klar, jeder kennt ihn mittlerweile, aber dennoch, es kommt immer wieder mal ein nettes Wort zum Fierce. Meine Partnerin liebt den Duft, gewisse Kollegen nennen mich Mr. Abercrombie und für mich ist dieser Duft definitiv mein persönliches Flagschiff, vielleicht sogar mein Signature-Duft.

Klar, Haltbarkeit und Sillage sind lang nicht mehr so stark wie zum Beispiel bei einem Dior Sauvage EDP oder einem Ombre Leather von TF, dafür sind diese Düfte aber auch keine Zeitmaschinen, die mich in die Vergangenheit transportieren können.

Heute bin ich 31, liebe diesen Duft und wenn man den Feedbacks glauben schenkt, lieben die Leute den Duft an mir.

Danke Dir, Fierce — Du bist meine erste grosse Liebe!

Fierce (Cologne) von Abercrombie & Fitch (2024)
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Author: Tish Haag

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